Die Schlitzer Turnhalle
von Hans-Peter Sauerwein
Der Schlitzer Turnverein gründete sich 1846. Die alte Vereinsfahne steht heute noch im Schlitzerländer Burgmuseum. Im Zuge der Restauration wurden aber die Turnvereine genauso wie die Bürger- und Schützenvereine verboten, da sie sich mit ihrem freiheitlichen Gedankengut zu sehr in der "48-er Revolution" engagierten. 1867 gelang in Schlitz die Wiedergründung des Vereins. Der Turnplatz war auf der "Bockwiese", rechts der Schlitz, unterhalb der Brücke beim Bauern Noll.
Der wurde bald nicht mehr den Ansprüchen der Turner gerecht. Man hielt Ausschau nach einem neuen Platz, der sich eventuell auch zum Bau einer Turnhalle eignet. Schnell rückte ein "Grasgarten auf der Langen Wiese", nahe des "Unkenlochs", in den Blickpunkt der Sportler. Doch bis zum Bau der Turnhalle galt es, noch viele Hindernisse zu überwinden. So musste der Verein aufgrund seiner Satzung zuerst als juristische Person anerkannt werden, 1892, was durch das Kreisamt geschah.
Weiterhin durfte der Platz nicht an den Fluss Schlitz angrenzen. Es musste ein Weg freigehalten werden, damit die gräfliche Familie entlang des Flusses Fahrrad fahren kann.
1904 waren dann die Planungen für eine Turnhalle mit Turnplatz abgeschlossen, es fehlte lediglich noch das Geld für den Bau. Der Vereinsvorsitzende, Fabrikant Heinrich Römer, spendete 16.000 Mark und Graf Emil bezahlte Turngeräte und Mobiliar für 6000 Mark. Viele Schlitzer Bürger engagierten sich und kauften sogenannte "Bausteine". Die Schlitzer Firmen arbeiteten beim Bau der Fachwerkkonstruktion mit Satteldach ohne Lohn. 1905 wurde die Turnhalle eingeweiht. Jährlich bekam der Verein 200 Mark Pacht, weil er die Halle für den Schulsport zur Verfügung stellte. Der Turnverein hatte ein Prunkstück geschaffen. Bald waren die Schlitzer Turner unter den Besten im Turngau zu finden.
Die Turnhalle wurde in den nächsten Jahren zum echten "Bürgerhaus". Theateraufführungen, Tanzveranstaltungen, Kinovorführungen, hier fand das gesellschaftliche Leben in Schlitz statt. Das ging bis zum 29. Oktober 1964. Am 30. Oktober begann der Abriss.
Die alte Turnhalle wurde durch die neue Mehrzweckhalle ersetzt, die heute noch in der Jahnstraße steht.